USA / CANADA - Teil 2 - 1.6. - 1.7.2008


01.06.2008 - Oregon hat eine lange Küste
Wir fahren die paar Meilen zurück nach Cannon Beach und wandern am Strand entlang bis zum Wahrzeichen des Ortes. Der Haystack, der drittgrößte Monolith der Welt, ragt wenige Meter vom Ufer entfernt aus den Fluten des kalten Pazifik. Für uns ist es jedenfalls kalt. Luft- und Wassertemperatur so um die 10 Grad parieren wir mit den warmen Wintersachen - ganz anders die hiesige Jugend. Die planscht ganz gemütlich halbnackt im Wasser. Allein vom zusehen bekommen wir schon einen Schüttelfrost. Bei einem Rundgang durch den Ort stellen wir fest, dass Cannon Beach wesentlich adretter und gemütlicher ist als die Schwesterstadt Seaside. Am Horizont zeigt sich ein kleiner Streifen blauen Himmels und wir setzen die Reise fort und fahren nach Tillamook, von wo der 3 Capes Scenic Drive abzweigt. Zuerst sehen wir uns Cape Mares an, bevor es zum heutigen Schlafplatz, dem Cape Lookput SP geht. Das Wetter wird immer freundlicher und ein langer Spaziergang vor dem Essen und ein noch längerer danach beenden das heutige Tagesprogramm.

 
 
 

02.06.2008 - Oregon hat eine sehr lange Küste
9:15 Uhr - die perfekte Zeit für den Morgenspaziergang. Der Trail zum Cape Lookout kommt uns da gerade recht. Mit seinen 5 Meilen genau das Richtige für heute Morgen. Die Sonne verwöhnt uns und taucht mit ihrem milden Licht die Küstenlandschaft in liebliche Farben. So schön kann Oregon sein, wenn es mal nicht regnet bzw. der Himmel bewölkt ist. Cape Lookout ragt wie ein Finger weit nach Westen in den Ozean und der Weg führt in unzähligen Mäandern von einer Seite der Landzunge zur anderen uns wieder zurück. Mal durch den alten Baumbestand, mal am Rande des senkrecht ins Meer fallenden Felsen. Ein wunderbarer Trail und so ganz nach unserem Geschmack. Nach knapp 3 Stunden kommen wir wieder am Parkplatz an und sind froh, dass das Wetter so gut gehalten hat. Zum Ende hin hat sich der Himmel schon wieder verfinstert und als wir nach Tillamook zum Tanken fahren fängt es leicht zu tröpfeln an. Auf unserem Weg nach Süden passieren wir das dritte Kap, das Cape Kiwanda. Am Ortsrand von Pacific City gelegen droht ihm das Schicksal in den Ort eingegliedert zu werden und als Bauplatz für Wochenendhäuser herhalten zu müssen. Entsprechende Werbeplakate diverser Baulöwen prangen schon an der Ortseinfahrt. Das Ziel des heutigen Tages ist der Devils Lake State Park. Kaum das wir ankommen und unseren Platz beziehen fängt es an zu regnen.

 
 
 

03.06.2008 - kaum zu glauben wie lange die Küste von Oregon ist

Die ganze Nacht regnet es ohne Unterlass. Wir haben es heute nicht eilig, da man bei diesem Wetter ohnehin nichts unternehmen kann. Somit führt uns unser erster Weg zum örtlichen Outletcenter. Das hiesige Center ist sehr gut sortiert und es sind auch ein paar uns noch unbekannte Marken vertreten. Beim betrachten der Schaufenster stellen wir fest, dass die Schaufensterpuppen um die Hüften herum alle XXL Maße haben. Man passt sich offensichtlich dem Publikum an. Wir können dem Angebot nicht widerstehen und schlagen nochmals zu. Nike, Columbia und Nautica machen heute das Rennen. Einige Einkaufstaschen schwerer und einige Dollar leichter geht es weiter, immer Richtung Süden, bis zum Beachside State Park, kurz hinter Waldport. Wir kommen vorbei an Depoe Bay, wo der Film "Einer flog über das Kuckucksnest" gedreht wurde, besichtigen das Cape Foulweather und machen einen längeren Stopp beim Yaquina NP. Hier kann man wunderbar die zigtausend Seevögel beobachten, welche die vorgelagerten Felsen bewohnen und wie es das Glück will sehen wir einen Seehund gemütlich in den Wellen spielen. Für kurze Zeit reißt die Wolkendecke auf und die Sonne bescheint die Szenerie. Ja, wenn nicht das scheußliche Wetter wäre könnte man es hier in Oregon gut aushalten. Wir treffen 2 Damen und unterhalten uns ein wenig. Auf die Frage nach der Wettervorhersage zucken sie nur mit den Schultern. Das weiß man nie so ganz genau. Es regnet hier fast immer ein bis mehrfach am Tag. Mit Ausnahme Juli und August ist das Schmuddelwetter ganz normal und die Leute nehmen es sehr gelassen. Dank des starken Niederschlages wächst dafür alles im Überfluss. Rhododendron wächst wie Unkraut und durchzieht ganze Landstriche, der Ginster ist allgegenwärtig und kaum ein Quadratmeter Grün auf dem nicht ein paar blühende Blumen zu sehen sind. Wenn sich jetzt noch die Sonne wieder öfters sehen ließe, würden wir das sehr begrüßen.

 
 

04.06.2008 - noch immer Oregon Coast
Nachdem es während der Nacht ununterbrochen geregnet hat, können wir es kaum glauben, dass sich am Morgen die Sonne blicken lässt. Die Gunst der Stunde schnell genutzt und noch vor dem Frühstück einen langen Strandspaziergang absolvieren lautet die Devise. Nach dem Frühstück ist die Sonne immer noch da und wir können unser Glück kaum glauben. Also rasch noch mal die paar Meilen zurück gefahren bis zum Seal Rock, welchen wir gestern nur im Dunst gesehen haben. Dieser Teil der Küste ist wahrlich wie ein Schatzkästchen. Ein Lookout folgt dem anderen und jede Menge Trails laden zum wandern ein. Wir sind nicht faul und nehmen das Angebot an. Immer wieder eröffnen sich neue, phantastische Ausblicke auf die wilde Schönheit der Küste Oregons. Dies wäre ein Platz zum bleiben, wenn nur das Wetter beständiger wäre. Aber heute dürfen wir nicht klagen. Es ist bereits Nachmittag und wir haben unseren heutigen State Park erreicht und noch immer scheint die Sonne. Also rasch die Wanderschuhe geschnürt und ab auf den nächsten Trail. Direkt am Campground beginnt der Valley Trail und in dessen Folge der China Creek Trail Loop. Am Anfang wandern wir durch einen lichten Wald welcher mit blühenden Rhododendren durchsetzt ist. Danach gelangen wir zu einer kleinen Lichtung und plötzlich nimmt uns ein wahrer Märchenwald auf. Alte Baumriesen, über und über mit Flechten bewachsen, säumen den Pfad und am Boden breitet sich dichtes Moos wie ein Teppich aus. Das diffuse Licht taucht die ganze Szenerie in eine mystische Stimmung. Dazu die Stille des Waldes die nur durch das Plätschern des China Creek und vereinzelte Vogelrufe unterbrochen wird. Man fühlt sich wie in einer anderen, längst vergangenen Zeit, einfach unglaublich. Natürlich erweisen wir der diesem Szenario vorgelagerten Küste auch noch die Ehre und gehen soweit es uns der Pazifik lässt. Erst als die Steilküste ein Weiterkommen unmöglich macht drehen wir um und bereiten uns müde aber sehr zufrieden einen wunderbaren Alaskadorsch, welchen wir uns bei einem Fischgeschäft in Waldport geangelt haben.

 
 
 
 

05.06.2008 - Oregon hat auch viel Regen
Pünktlich zum Morgengrauen kommt der Regen. Und es regnet ohne Unterlass. Nur 2 Meilen von unserem Quartier entfernt erwarten uns mit der Sea Lion Cave, die weltgrößte Seehöhle. Ein Lift führt hinunter in die Höhle und wir bestaunen ein weiteres Mal die unglaubliche Natur. Tausende Seelöwen bevölkern die Felsen und der Mensch ist nur Zaungast. Wir passieren die Oregon Dunes, ein Urlaubsgebiet der Einheimischen, welches bei Schlechtwetter (wie heute) leider nichts her macht. Weiter geht der Weg nach Süden und auf dem Weg liegt die Pony Mall, die größte Mall an der Westküste Oregons. Wir verweilen eine geraume Zeit hier ohne neue Eindrücke in Sachen Mode oder Lifestyle zu erhaschen. Beim Saveway Supermarkt sind wir sehr erfreut über deren Frischfisch Angebot. Für 8 USD das Pfund sind hier Scallops zu haben und wir können nicht umhin diesem Angebot nachzugeben. Der Regen lässt nach und nach einem opulenten Mahl begeben wir uns noch auf den Trail zum Lighthouse. Kurz vor erreichen desselben fängt es wieder zu regnen an und wir beschließen, unsere weiteren Exkursionen auf besseres, beständigeres Wetter zu verschieben.

 
 

06.06.2008 - black day in June (frei nach Bob Dylan)
Auch in dieser Nacht regnet es fast ohne Unterbrechung. In unserem Camper hat es ein Klima wie im feuchtkalten Regenwald und unser Anliegen ist es, dem Feuchtbiotop trocken zu legen. Durch ausgeklügelte Be- und Entlüftungen und dem andauernden Gebrauch der Heizung gelingt uns dieses Vorhaben auch. Ein kleiner Fleck blauen Himmels lässt sich erblicken und schon sind wir beim Cape Arango SP und schauen den Seelöwen beim Faulsein zu. Da sich das Wetter nicht nachhaltig bessert machen wir uns auf den Weg. Wir fahren durch Langlois - kein Schreibfehler, der Ort heißt wirklich so - um gleich danach Denmark (auch kein Schreibfehler) zu erreichen. Die Sonne kämpft sich da und dort durch die Wolken und wir besuchen so manchen Lookout. Bei Pistol River ist es dann soweit; wir sperren uns aus dem Camper aus. Der Schlüssel im Zündschloss, wir draußen und alle Türen verriegelt. Ein freundlicher Ami ruft für uns beim AAA (amerikanischer ÖAMTC) an und die organisieren dann einen Fachmann für solche Fälle aus dem nahen Gold Bech. Eine halbe Stunde und 50 Dollar später ist dann alles erledigt und wir können wieder Besitz von unserem Camper nehmen. Die eigentliche Öffnungsaktion hat keine Minute gedauert. Angesichts der einfachen Möglichkeit so ein Gefährt zu knacken kommen uns irgendwie Bedenken über die allgegenwärtigen Hinweistafeln: "Lock your car, save your valuables!" Mittlerweile hat sich das Wetter auch wieder verschlechtert und wir entscheiden uns heute einmal der Küste den Rücken zu kehren und unser Lager im Alfrad A. Loeb SP aufzuschlagen. Es geht 8 Meilen am Chetco River landeinwärts und mit jeder Meile wird das Wetter besser. Im Park angekommen eröffnet uns der Campinghost, dass das Campieren morgen nichts kostet und dass es hier einen schönen Wanderweg gibt. Solche Bemerkungen fallen bei uns grundsätzlich auf fruchtbaren Boden. Wir begeben uns unverzüglich auf den "Riverview and Redwood Nature Trail2 . Anfangs geht es immer am Chetco River entlang. Einer Broschüre entnehmen wir alles Wissenswerte über die uns umgebende Natur und nach ca. einem Kilometer geht der River Trail in den Redwood Trail über. Uralte, riesige Redwoods wachsen kerzengerade in den Himmel und beherrschen den Forst. Der größte Baum dieses Waldes hat einen Durchmesser von gut 4 Metern, einen Umfang von 12 Metern und ist 95 Meter hoch. Der Broschüre entnehmen wir, dass allein das Holz dieses einen Baumes ausreichen würde, um 8 Einfamilienhäuser bauen zu können. Es ist eine einzigartige Stimmung hier im Wald. Nur das Plätschern eines Baches und der Gesang der Vögel durchbrechen die Stille. Um die Nase wehen uns die Wohlgerüche der blühenden Flora und nach jeder Wegbiegung tut sich ein neues, grandioses Szenario auf. Als wir nach gut einer Stunde wieder aus dem Redwood Forest herauskommen bemerken wir, dass sich mittlerweile die Sonne durchgesetzt hat. Wir gehen am Fluss zurück zu unserem Campingplatz und bereiten uns unser Abendessen. Anschließend spazieren wir noch ein wenig am Fluss entlang und machen uns Gedanken über den weiteren Verlauf der Reise.

 
 
 

07.06.2008 - Oregon hat auch manchmal wirklich traumhaftes Wetter
Die Sonne lacht vom Himmel und wir entscheiden noch einen Tag länger zu bleiben und das Angebot, heute nichts zahlen zu müssen, anzunehmen. Außerdem bietet sich hier eine sehr gute Gelegenheit die noch immer leicht feuchten Sachen in der Sonne zu trocknen. Ob wohl draußen an der Küste auch die Sonne scheint? Eine kurze Fahrt nach Brookings bringt uns Gewissheit. Ja, auch hier herrscht herrliches Wetter. Also sofort zum Harris Beach State Park vor den Toren des Ortes und wir freuen uns auf einen schönen Strandspaziergang. Von Norden bläst eine frische Brise und lässt die ohnehin nicht hohen Temperaturen noch kälter erscheinen. Nach einer knappen Stunde müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es einfach zu kalt zum Verweilen ist. Bei unserem Campground am Fluss ist nichts von dem eisigen Wind zu spüren. Ganz im Gegenteil, es ist angenehm warm und wir machen uns sofort auf den bereits von gestern bekannten Weg. Wiederum nimmt uns die einzigartige Stimmung gefangen und obwohl der Reiz des Neuen fehlt ist es wieder ein ganz tolles Erlebnis. Besonders die Düfte haben es uns angetan. Wie feinstes Parfüm durchziehen sie die Wälder und wir können gar nicht genug davon bekommen. Nach einem kurzen Sonnenbad am Fluss bereiten wir uns am Grill wieder einmal die Ripperl ohne Knochen. Rechtzeitig zum Essen stellen sich auch unsere Nachbarn, das Eichhörnchen und der blaugefiederte Stieglitz ein. Nachdem die Beiden aber auf strenger Weißbrotdiät leben müssen wir das Ferkel selber aufessen und um die Kalorien wieder ein wenig abzuarbeiten geht es erneut - na wohin wohl - richtig, in den Wald. Trotz nicht immer guten Wetters wird uns Oregon in angenehmer Erinnerung bleiben.

 
 
 
 

08.06.2008 - Nordkalifornien - Natur pur
Kurz hinter Brookings verlassen wir schweren Herzens den Beaver State. Wir queren die Grenze zu dem, von unserem Mr. Arnold Schwarzenegger regierten Kalifornien. Als erstes Ziel fahren wir die Ortschaft Crescent City an um im dortigen Visitor Center die aktuellen Informationen zu erhalten. Leider sind die beiden Volunteers keine große Hilfe, aber die Karten sind gut und wir machen uns auf den Weg. Starker Nebel beeinträchtigt die Sicht und wir befürchten einen weiteren Tag in Grau. Umso dankbarer sind wir, als der Nebel sich lichtet und die Sonne wieder in den Vordergrund drängt. Die heutige Etappe führt uns bis zum Prairie Creek Redwoods State Park wo wir uns auf dem Elk Prairie Campground einnisten. Ein Trail bringt uns zur Big Tree Wayside, ein weiterer zum den Trillium Falls. Die Trails führen mitten durch den gigantischen Redwood Forest und verzaubern uns aufs Neue. Standen in Oregon die riesigen Redwoods noch vereinzelt, so reiht sich hier einer dieser gigantischen Nadelbäume an den anderen. Ein unglaubliches Spektakel in einem sich selbst überlassen Forst. Natur wie wir sie lieben, großartig, spektakulär, einzigartig! Beim Rückweg zu unserem Camper werden wir auf ein Rudel Hirschkühen aufmerksam welche friedlich grasen. Ein klein wenig weiter liegen die Böcke und kauen bereits wieder. Nach dem Abendessen muss es natürlich noch jener Trail sein, der von unserem Standplatz zum Visitor Center führt. Auf dem Rückweg treffen wir noch 2 Pärchen, eines davon aus Oberösterreich und wir plaudern noch eine Weile bevor uns die aufziehende Kälte in die Camper zurück reibt.

 
 

09.06.2008 - eine Begegnung der besonderen Art - Redwoods
Gut ausgeschlafen sind wir bereits um 8:00 Uhr wieder unterwegs. Erneut beobachten wir die Hirsche, welche zwar wild leben, sich aber im Laufe der Zeit so sehr an den Menschen gewöhnt haben, dass sie keinerlei Scheu zeigen. Die 101 hat sich zwischenzeitlich zur Interstate gemausert und wir kommen rasch voran. Durch herrliche Landschaften geht die Fahrt mal ins Hinterland, mal an die Küste. Ein kurzer Abstecher zum Strand bringt uns in ein wahres Paradies in Gelb. Unzählige gelb blühende Büsche säumen den Strand und es duftet sensationell. In Arcata decken wir uns im Welcome Center of California mit Unterlagen ein und in Eureka werden die Lebensmittel ergänzt. Durch Zufall finden wir einen Fischladen, in dem es - man kann es gar nicht glauben - endlich einmal Thunfisch gibt. Vier dicke Thunfischsteaks wechseln den Besitzer und wir zahlen grade mal 14 USD für das Kilo. Als nächster Besichtigungspunkt steht das Städtchen Ferndale auf dem Programm, das sich selbst "Victorian Village" nennt. Ende des 19. Jahrhunderts war Ferndale das agrarische Zentrum des Humboldt County. Die einseitige Ausrichtung auf die Landwirtschaft führte bald zum Niedergang und verhinderte die Anpassung des Stadtbildes an moderne Erfordernisse. Die Hauptstrasse wurde in 5 Meilen Entfernung am Ort vorbeigeführt und so verfiel es in einen Dornröschenschlaf, bis weitsichtige Leute die alte Bausubstanz revitalisierten und dem Ort neues Leben einhauchten. Heute ist Ferndale ein echtes Bilderbuchstädtchen voller echter, alter, authentischer und liebevoll herausgeputzter Häuser. Kurz hinter Scotia verlassen wir für die nächsten 31 Meilen die 101 und biegen ein in die Avenue of the Giants. Dieser Scenic Byway führt direkt hindurch durch die alten Redwood Bestände - wahrlich beeindruckend. Auf dem Burlington Campground im Redwood SP suchen wir uns ein nettes Plätzchen mitten zwischen den Baumriesen und machen uns daran den Thunfisch zu verhaften. Nach 2 dicken Steaks pro Mann und Nase mit reichlich Gemüsereis machen wir uns noch auf den Weg um wieder ein paar Kalorien abzuarbeiten. Der Grasshopper Trail kommt uns da gerade recht und nach einer guten Stunde strammen Marschierens lässt das Völlegefühl etwas nach.

 
 
 
 

10.06.2008 - Redwoods und Mendocino - eine gefährliche Mischung
Wer kennt es nicht, das Lied von Bill Ramsey "Men in the Woods". Ob er da wohl uns gemeint hat? Bereits um 7:30 Uhr geht es erneut ins Reich der roten Riesen um einen weiteren kurzen Trail zu erkunden. Nach dem Frühstück machen wir uns dann auf den Weg zu neuen Zielen. Zuerst geht der Weg noch durch 2 weitere Redwood State Parks, bevor wir bei Leggett die 101 verlassen und in den Coastal Scenic Byway, die Strasse Nr. 1 einfahren. Zunächst fahren wir 15 Meilen auf sehr enger und kurvenreicher Strasse immer bergauf und bergab bis zur Küste. Das Wetter ist schön und Kaliforniens Norden zeigt sich von seiner schönsten Seite. Einzig der sehr starke kalte Wind mindert die Freude. Für einen Strandspaziergang ist es eindeutig zu kalt. In Fort Bragg, einem 750 Seelen Ort, sind wir überrascht über die Auswahl beim Lebensmittelmarkt. Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse in wahrlich reicher Auswahl zu den gewohnt günstigen Preisen. Auch die von uns sehr geschätzten Scallops (Abalonen) gibt es wieder und sofort wandert ein 0,5 Kilo Packung in unseren Einkaufswagen. Wir fahren vorbei an dem durch einen Song aus den 70er Jahren allseits bekannten Mendocino und suchen uns einen netten und vor allem windstillen Platz im Van Damme SP. Rasch die Scallops mit viel Liebe und noch mehr Knoblauch zubereitet und ab geht es zum Verdauungsspaziergang, welcher uns ein weiteres Mahl in den Wald führt.

 

11.06.2008 - um High zu sein bedarf es nicht immer unerlaubter Stoffe
Manchmal gibt es so Tage, von denen man sich eigentlich gar nichts Besonderes erwartet und dann kommt alles anders als man denkt. Wir fahren zunächst noch die 2 Meilen nach Mendocino zurück um unsere Mails zu checken und finden auf Anhieb ein ganz tolles drahtloses Netzwerk vor. In wenigen Minuten ist alles erledigt und auch die Homepage ist wieder up to date. Zwischen dem Ort und dem Meer liegt der Mendocino Headland SP und den zahllosen Wanderwegen können wir nicht widerstehen. Nach gut einer Stunde haben wir ein vollkommen anderes Bild von Mendocino. Der Ort selbst trägt die Patina der 70er Jahre, kleine, gemütlich wirkende Häuschen beherrschen das Ortsbild und das Publikum ist eine Mischung aus Überbleibsel aus der Hippiebewegung und Gutbürgerlich. Alles in Allem eine gute Mischung die zu gefallen weiß. Der Verlauf der 1 wird immer spektakulärer. Die Straße windet sich in endlosen Kurven immer der Küstenlienie folgend nach Süden. Ein spektakulärer Aussichtspunkt folgt dem Nächsten und das ganze gipfelt in einer unglaublichen Auffahrt auf ca. 300 Meter Seehöhe. Der Berg fällt praktisch senkrecht zum Meer ab und die Ausblicke sind atemberaubend. Diese Küstenstrasse steht der Great Ocean Road im Süden Australiens um nichts nach. Kurz hinter Bodega Bay orientiert sich die Strasse landeinwärts und die Landschaft sowie die Temperaturen ändern sich schlagartig. Teilweise glaubt man sich in Australien. Die Eukalyptuswälder und die rollenden, goldenen Hügel des Hinterlandes könnten ebenso dort vorkommen. Nach langer Fahrt kommen wir am späteren Nachmittag im Samuel Taylor SP an und finden einen Stellplatz am Campground mitten im Redwood Forest. Von hier sind es nur mehr ca. 30 Kilometer bis zur Golden Gate Bridge, dem Tor nach San Francisco.

 
 
 

12.06.2008 - San Francisco und ein Stückchen weiter
Zunächst geht es wieder raus an die Küste und ein weiteres Mal nimmt uns diese traumhafte Küstenstrasse gefangen. Immer wieder bieten sich phantastische Ausblicke bevor es bei Muir Beach ins Hinterland geht. Die 1 schlängelt sich durch die Hügel und vereint sich kurz vor Marin City erneut mit der 101. Nach wenigen Meilen auf dem nun doch sehr stattlichen 8-spurigen Freeway ist sie plötzlich vor uns, die alte Dame in Rot, die Golden Gate Bridge. Wir nehmen uns viel Zeit und gehen halb über die Brücke und genießen die wunderbaren Ausblicke auf die in leichten Nebel getauchte Stadt. Bei einem weiteren Aussichtspunkt treffen wir auf eine Horde wilde Biker. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich die Gang als nicht mehr ganz taufrische aber rüstige Australier, welche auf ihren Harleys den Westen erkunden. Da unser Camper eher untauglich für die Innenstadt ist entscheiden wir uns die Stadt so rasch als möglich hinter uns zu bringen. Die Innenstadt hat zwar selbst nur gut 700.000 Einwohner, die Baygegend insgesamt bringt es aber auf gut 5 Millionen. Sicher wäre San Francisco eine jener Städte welche mehr Aufmerksamkeit verdienen würde, aber dazu sollt ein zentrumsnahes Quartier und ein PKW vorhanden sein und nicht so ein sperriges Gefährt wie unseres. Nach zügigen 50 Kilometern auf der I 280 immer am St. Andreasgraben entlang erreichen wir die Universitätsstadt Stanford. In unmittelbarer Nähe liegen Palo Alto (Silicon Valley), dessen Name unwiderruflich mit denen der Herren Hewlett und Packard verbunden ist. In einer Garage in eben dieser Stadt bauten sie den ersten PC zusammen und ein gewisser Mr. Bill Gates schrieb in weiterer Folge zusammen mit seinem Kumpel die Betriebssoftware. Heute, keine 30 Jahre später, sind nicht nur die genannten Herren zigfache Milliardäre sondern es ist unsere Welt so wie wir sie heute kennen ohne HP und Microsoft nicht mehr vorstellbar. Eben jene Herren Hewlett und Packart waren Studenten der in aller Welt hochgeschätzten University of Stanford und eben dieser statten wir einen Besuch ab. Der ganze Ort Stanford besteht praktisch ausschließlich aus dem Universitätsgelände. Wir besichtigen den zentralen Bereich mit dem Hautcampus und den zentralen Einrichtungen. An einer Stelle wird gerade die Tafel für die wohl heute Abend bevorstehende Graduationsfeier aufgebaut. Sehr fein und stilvoll, eigentlich völlig unamerikanisch geht es hier zu. Die Professoren tragen Anzug und Krawatte und gehen strengen Blicks ihrer Wege. Die Studenten aus allen Herren Ländern machen einen sehr aufgeweckten und intelligenten Eindruck, ebenfalls eher untypisch für Amerika. Unser angestrebter Zielpunkt des heutigen Tages ist Scotts Valley, bzw. dessen Redwood Forest SP. Leider lässt sich dieser Park nicht ausfindig machen und wir versuchen es bei den nächsten Parks. No vacancy prangt es von den diversen Schildern und erst beim 3. Anlauf werden wir fündig. Der Sunset SP liegt zwar einige Meilen abseits der Route, ist uns aber nach dem heutigen Tag genauso recht wie uns jeder andere wäre. Nach dem Essen vertreten wir uns noch ein wenig die Füße am Strand bei leider sehr diesigem Wetter. Es ist kaum zu glauben, aber vor wenigen Stunden haben wir keine 50 Kilometer entfernt ins Stanford bei gut 30 Grad geschwitzt und hier, bei gefühlten 10 Grad braucht man wieder die dicke Weste.

 
 

13.06.2008 - Freitag der 13. - aber dennoch happy End
Heute ist nicht nur der 13., es ist Freitag der 13. Am Morgen ist der Nebel um uns herum so dicht dass man kaum die Hand vor den Augen erkennen kann. Dann hat unser Campground keine Dumpstation und wir müssen einige Meilen zurückfahren um unsere Tanks zu entleeren. Bei der Einfahrt nach Monterey verfahren wir uns prompt und endlich in Monterey angekommen stehen hier auf den Parkplätzen überall Parkuhren. Natürlich haben wir nicht genug Kleingeld und das Wechseln erweist sich als überaus schwierig. Im weiteren Verlauf gehen wir zum Fishermans Warf und müssen erkennen, dass es sich hierbei um eine reine Touristenfalle handelt. Auf der Suche nach Frischfisch führt uns der Weg zum Pier 2, wo sich an dessen Ende 2 Fischläden befinden. Die Auswahl ist winzig, die Preise gesalzen. Wir verzichten auf Frischfisch fahren weiter nach Carmel by the Sea. Dieser Ort, in dem ehemals Clint Eastwood Bürgermeister war, ist der mit Abstand beliebteste und teuerste Ort an der ganzen Westküste. Auf uns wirkt es eher wie Lignano, geballte touristische Infrastruktur wohin man schaut. Dass sich hier die Reichen und schönen millionenteure Villen halten können wir nicht nachvollziehen. Vom Meer her jagt eine Nebelfront die Andere und dies ist nach Aussage der Einheimischen ganz normal. Als wir zum Point Lobos State Reserve kommen wollen die für die Besichtigung 10 USD. Allerdings dürfen wir mit unserem Camper nicht hineinfahren und somit brauchen wir auch keinen Eintritt zahlen. Denn jetzt beginnt die positive Seite des heutigen Tages. Wir stellen uns Gefährt vor dem Park auf dem Highway ab und durchwandern den Park. Obwohl nach wie vor keine Sonne zu sehen ist kann der Park überzeugen. Unzählige Wanderwege führen durch die herrliche Landschaft und die Blütenpracht ist allgegenwärtig. In der Seelöwen Bucht liegen nicht nur die Namensgeber faul auf den Felsen sonder auch zwei Seeotter können wir bei ihren ausgelassenen Treiben zusehen. Nach gut 3 Stunden haben wir den Park erforscht und sind restlos begeistert. Da es hier keine Parks mit Campingplätzen gibt entscheiden wie die heutige Nacht auf dem Großparkplatz des örtlichen Shoppincenters zu verbringen. Vorher verspeisen wir aber noch eine schöne Portion Caprese und einen großen Teller superguter Erdbeeren, die wir heute Morgen auf der Fahrt bei einem Fruchtstand gekauft haben.

 
 
 

14.06.2008 - Big Sur Country
Die Nacht war ganz ok. Lediglich als um 6:00 Uhr das Ballett der Müllabfuhr einsetzte, unterstrichen vom spanischen Smalltalk der mexikanischen Fahrer, war es mit der Nachtruhe vorbei. Auch kein Problem, da wir heute sowieso eine große Etappe vor uns haben. Laut Reisehandbuch sind die kommenden 130 Meilen auf der 1 Richtung Süden einerseits die tollsten der ganzen Westküste und andererseits werden die vielen Kehren und engen Strassen die 130 Meilen sehr lange werden lassen. In beiden Fällen irrt der Autor unseres Handbuches. Die nördlich von San Francisco verlaufende 1er war wesentlich spektakulärer und erforderte mehr fahrerisches Geschick. Leider scheint die Sonne nur im Hinterland, 2 Meilen von uns entfernt und wir bekommen außer dickem Nebel nicht viel mit. Erst bei San Simeon, wo wir einen wunderbaren kleinen Trail zu den Seehunden, -löwen und -elefanten unternehmen reißt der Nebel auf und die Sonne zeigt sich. Wenig später statten wir dem Visitor Center des Hearst Castle einen Besuch ab. Pressezar Randolph Hearst begann hier 1919 mit der Errichtung seines Traumschlosses, welches erst nach 28jähriger Bauzeit vollendet wurde. Die Schlösser Europas waren Vorbild und nicht wenige Artefakte wurden von good old Europe importiert. Heute ist das Schloss im Besitz Kaliforniens, welche daraus das Hearst San Simeon Historical Monument machte, das goldene Kalb der Westküste, zu welchem die Heerscharen pilgern. In großem Rahmen wird es zu stolzen Preisen touristisch vermarktet. Nachdem nun gegen Mittag das Ende der heutigen Tagesetappe bereits erreicht ist, fahren wir noch ein Stückchen landeinwärts, da wir endlich wieder einmal die Sonne sehen und die Wärme spüren wollen. Durch goldene Hügel geht es nach Paso Robles welches mitten in einem Weinbaugebiet liegt und wir freuen uns über das herrliche Wetter. Am Rande der Stadt entdecken wir in einem Gewerbegebiet einen guten Stellplatz für die Nacht und nach einem Besuch des örtlichen Antiquitätenmarktes gibt es heute zum Abendessen Heilbutt mit Gemüsereis - sensationell - und dazu eine Flasche französischen Weißweines. (Der kalifornische ist entweder nicht bezahlbar oder, so bezahlbar, von minderer Qualität.) Mit einem Spaziergang am Bahndamm, entlang der Weinfelder, beenden wir den heutigen Tag.

 
 

15.06.2008 - auf dem Weg nach Yosemite
Nur ein Truck störte kurz so gegen 3:00 Uhr die Nachtruhe. Gut ausgeschlafen machen wir uns auf den Weg nach Nordosten, in Richtung Yosemite Park. Zunächst überqueren wir die Cholame Hills, eine nicht nennenswerte Hügelkette und gelangen dann kurz vor Avenal ins San Joaquin Valley. Während der kommenden gut 60 Meilen durchqueren wir das Tal, eine riesige Ebene, die keine Erhebung aufweist. Das gesamte Tal ist landwirtschaftlich genutzt und ein riesiger Betrieb reiht sich an den anderen. Hier werden unter anderem Wein, Getreide, Kartoffeln, Oliven, Walnüsse sowie Obst und vieles mehr angebaut. So dramatische wie sich hier die Landschaft ändert, ändert sich auch die Bevölkerung. Hauptsächlich sehen wir dunkelheutige, schwarzhaarige, mit dichten Oberlippenbärten gezierte spanisch sprechende Menschen. Bis vor gut 150 Jahren war Kalifornien in spanischem Besitz und ist nach wie vor noch im ländlichen Bereich spanisch dominiert. Kein Wunder, dass das Radio vorwiegend spanische Lieder spielt und wir die Nachrichten nicht mehr verstehen. Kurz nach Mittag erreichen wir unser angestrebtes Ziel, die Millerton Lake SRA. Der dortige Campingplatz ist überraschenderweise nicht ausgebucht und wir bekommen einen Platz nahe dem Stausee zugewiesen. Beim aussteigen trifft und die Hitze wie ein Hammer. Während der Fahrt hat die Klimaanlage dafür gesorgt, dass wir von den stetig steigen Außentemperaturen nichts mitbekommen haben. Unser Thermometer steigt in kurzer Zeit auf 99° Fahrenheit, das entspricht ungefähr 37° Celsius. Ein kurzer Spaziergang zum See belehrt uns, dass der See nur unwesentlich kühler ist. Wir verbringen den Nachmittag im Schatten unseres Platzes und wollen die etwas kühleren Abendstunden abwarten. Es ist aber einfach zu heiß, wir springen bereits um 16:00 Uhr zum ersten Mal in die Fluten. Dies bringt so gut wie keine Erfrischung und die 99° die unser Thermometer anzeigt sind auch nicht richtig. Das Thermometer geht nur bis 99° Fahrenheit! Wir kennen solche Temperaturen aus Australien, das ist irgendwo so zwischen 45 und 50 Grad Celsius! Nach einem weiteren Sprung in die Fluten so gegen 19:00 Uhr zeigt unser Messgerät immer noch 99° obwohl es wesentlich kühler geworden ist. Erst um 20:00 beginnt die Temperatur langsam zu fallen und wir genießen nach einem Spaziergang eine herrlich lauschige Sommernacht im Freien und der fast voller Mond beleuchtet malerisch die Szenerie. Um 22:30 sind es noch 89° Fahrenheit, das sind immerhin noch 32° Celsius.

 
 
 

16.06.2008 - Yosemite NP
Lediglich ein hungriger Waschbär auf Nahrungssuche stattet uns in der Nacht zweimal einen Besuch ab und kann es gar nicht glauben, dass sich in unserer Mülltonne keine Fastfood Reste befinden. Unserem Reiseführer entnehmen wir, dass die Campingplatzsituation im Yosemite Park manchmal recht prekär ist und fahren deshalb schon gegen 8:00 Uhr los. In Oakhurst fassen wir nochmals Lebensmittel und Treibstoff aus und als wir gegen 10:00 Uhr am Park ankommen prangt uns in großen roten Lettern entgegen. „All Campgrounds Full“. Ja was soll man da machen? Der Park hat riesige Ausmaße und ein tägliches An- und Abfahren ist unmöglich. Also hoffen wir darauf, dass auf dem einzigen „first come, first serve“ Campground bei der Bridalveil Falls noch ein Plätzchen zu erhaschen ist. Wie düsen die 20 Meilen auf engen, kurvenreichen und bergauf- und abführenden Strassen Richtung Glacier Point, da auf diesem Weg der Campground liegen muss – allein er ist nicht zu finden. Bei einer unbeschilderten Zufahrt können wir nicht einfahren da die Strasse gesperrt ist. Wahrscheinlich verbirgt sich hier der gesuchte Platz, welcher nach dem Winter noch nicht wieder geöffnet wurde. Wir fahren bis ans Ende der Straße zum Glacier Point und bewundern zusammen mit vielen Anderen die wunderbare Aussicht auf den Half Dome und das großartige Panorama der Sierra Nevada. Bei der Rückfahrt stoppen wir noch beim Sentinel Dome, einem knapp 2.500 Meter hohen Berg und besteigen denselben. Auch hier erschließen sich phantastische Ausblicke. Auf der Suche nach einem Nächtigungsplatz stolpern wir über den Parkplatz bei einem Trailhead welcher uns zum Übernachten geeignet erscheint. Natürlich können wir es nicht lassen und spazieren noch schnell mal für 2 Stunden den Bridal Creek Trail hinein. Die Sonne scheint vom azurblauen Himmel, aber die Temperaturen sind moderat. Wir sind hier auf rund 1700 Meter Seehöhe es ist sehr angenehm. Zum Abendessen gibt es einen großen Topf Nudeln mit Tomatensoße und zum Nachtisch noch ein paar Erdbeeren.

 
 
 

17.06.2008 - Yosemite NP
Heute steht das Yosemite Valley auf dem Programm. So gegen 9:00 Uhr verlassen wir unseren Parkplatz und fädeln uns kurz vor 10:00 Uhr in die bereits kräftig dahinrollende Touristenkolonne ein. Das Tal ist nicht besonders breit und wird zu beiden Seiten von mächtigen Bergen eingegrenzt. Unseren Camper können wir auf einem der riesigen Parkplätze abstellen und benutzen von dort den Gratis Shuttlebus, welcher im 10 Minuten Intervall alle wichtigen Punkte anfährt. Die erste Station sind die Lower Yosemite Falls, zu welchen ein kurzer Weg führt. Die Fälle, insgesamt drei, führen viel Wasser und sind recht schön anzusehen. Mit dem Bus geht es weiter bis zur Sentinel Bridge, von wo aus wir zu Fuß einen netten Weg entlang des Merced River gehen. Nach einer weiteren kurzen Busfahrt gelangen wir zum Ausgangspunkt des Mirror Lake Trails. Nach ca. 1 Meile erreichen wir den kleinen See, in welchem sich die Berge spiegeln. Leider sind unglaublich viele Besucher im Park unterwegs und man kann die einzelnen Punkte nicht in Ruhe auf sich wirken lassen. Zu Fuß geht es weiter, vorbei an den Royal Arch Kaskaden, bis wir wenig später wieder mit dem Bus zu unserem Parkplatz fahren. Alles in allem ein sehr schönes Tal aber mit viel zu vielen Besuchern. Am Nachmittag fahren wir zurück zu unserem Adlerhorst hoch über dem Tal und spazieren nach dem Abendessen noch ein Stück in den bereits gestern erkundeten Forst.

 
 

18.06.2008 - vom Yosemite NP zum Millerton Lake SP
Kurz vor 8:00 Uhr fährt ein großer Pickup Truck mit noch größerem Anhänger in unseren Parkplatz. Drei wilde Kerle steigen aus dem Truck und aus dem Anhänger kommen drei Reitpferde und zwei Mulis. Die Typen könnten gerade aus einem Wildwestfilm entsprungen sein! Wir fragen uns was die hier wohl wollen und sehen ihnen hinter geschlossenen Gardinen beim aufzäumen ihrer Pferde zu. Wenig später wissen wir wen wir da vor uns haben. Die berittene Straßenmeisterei des Parkes ist dabei, die durch zahllose im Winter gefallene Bäume nur mehr schwer passierbaren Wanderwege von eben diesen zu befreien. Unser Weg führt uns zur Maripose Grove, dem einzigen Teil des Parkes, wo noch Sequoias stehen. Sequoias sind artverwandt mit den Redwood Trees und besser bekannt als Mammutbäume. Es besteht die Möglichkeit das ganze mittels kommerzieller Bummelbahn zu erkunden oder auf Schusters Rappen. Natürlich kommt für uns nur Zweiteres in Frage und so erkunden wir den Forst in einem gut 4-stündigen Spaziergang. Geht es zuerst noch zusammen mit unzähligen Touristen von Baum zu Baum, so werden ab 6000 Fuß Höhe sowohl Atemluft als auch Touristenstrom dünner. Die Natur die sich uns hier bietet ist wieder einmal vom allerfeinsten. Uralte, über 2000 Jahre alte Bäume stehen auf einer Höhe von gut 2300 Metern und beherrschen den trotz dieser Höhe immer noch dichten Forst. Die Hitzewelle, die gerade Kalifornien heimsucht, ist in dieser Höhe gut zu ertragen. Am späteren Nachmittag fahren wir wieder zum bereits bestens bekannten Millerton Lake SRA und würden gerne wieder unseren alten Platz einnehmen. Leider ist dieser schon vergeben und so werden wir auf einen anderen Stellplatz verwiesen. Dieser Platz ist für uns jedoch völlig ungeeignet, da absolut schief. Wir nehmen noch rasch ein Bad im warmen See, verzehren unser Abendessen in Form von Dorsch mit Knoblauchspagetti und quartieren uns dann am nahe gelegenen Horse Place ein, wo heute weder Pferdeanhänger noch dessen Insassen untergekommen sind. Der aufgehende Mond beendet einen wunderbaren Tag.

  
 

19.06.2009 - Kings Canyon - oder die Magie der Sequoias
Bereits am Morgen hat es so um die 30 Grad. Also schnell zusammengepackt und ab geht es in Richtung Kings Canyon. Die ersten 100 km sind eher eintönig bis sich die Straße kurz hinter Squaw Valley in die Höhe schraubt. Meile um Meile geht es bergauf bis wir dann endlich bei ca. 6500 Fuß den Kings Canyon NP erreichen. Trotz strahlendem Sonnenschein bewegen sich hier die Temperaturen im angenehmen Bereich. Wir steuen den ersten Campground an und siehe da, es gibt noch jede Menge Stellplätze. Durch Zufall kommen wir mit einem anderen Camper ins Gespräch, welcher sich als deutscher Auswanderer antpuppt, der in den 60er Jahren nach Amerika kam. Von ihm erfahren wir einiges über die Umgebung und unter anderem auch, dass ein Abfahren der Strecke bis ans hinterste Ende des Canyons nicht unbedingt empfehlenswert ist. Beim anschließenden Besuch im Visitor Center sehen wir uns einen Film an und wissen was er damit meinte. Solche Landschaften finden wir auch ohne Mühe in Österreich und müssen dafür nicht mit unserem Camper 1000 Meter tief ins Tal abfahren, nur um ein wenig später die gleichen 1000 Meter wieder empor zu schleichen. Nur eine Meile von unserem Platz entfert befindet sich die General Grant Grove. Dieses rund 2 km² große Gebiet wurde dank besonderer Umstände nie gerodet und stellt heute den weltweit größten zusammenhängenden Sequoia Bestand dar. Herzstück und Hauptatraktion ist der General Grant Tree, der drittgrößte Baum der Welt. Der Durchmesser beträgt ca. 12 Meter und der Baum hat einen Rauminhalt von 1350 m³. Diese Zahlen sagen aber nichts über die wahre Schönheit dieses alleinstehenden Riesen aus. Kerzengerade, und von unten bis oben gleichmäßig gewachsen überragt er seine Umgebung. Dieser Baum wird auch als National Christmas Tree bezeichnet und ist gleichzeitig den gefallenen Soldaten der Weltkriege als Schrein gewidmet.

  

Ein Ranger der Nationalparkverwaltung erklärt auf einer 1-stündigen Wanderung alles Wissenswerte und wir erfahren sehr viel über den Forst und im Besonderen über die Sequoias. Müde erreichen wir nach Stunden wieder unseren Camper und genehmigen uns erstmal einen Kaffee und ein paar Kekse.

 

20.06.2008 - Kings Canyon die 2.
Leider ist unsere Nachbarschaft alles andere als leise und wir sehen uns veranlasst den Platz zu wechseln. Nicht weit weg aber immerhin ausser Hörweite finden wir einen geeigneten Platz und okkupieren diesen. Alsdann machen wir uns auf den Weg zum Visitor Center, um einen Platz am Campground von Lodgepole im benachbarten Sequoia SP zu reservieren. Dieses einfache Anliegen stößt bei den Rangern auf taube Ohren und es bleibt uns nicht anderes übrig als selbst bei der entsprechenden Stelle anzurufen. Leider gibt es hier kein Handynetz und die öffentlichen Telefonapperate sind nur für lokale Gespräche geeignet. Nach einer wahren Odyssee hat der Manager der örtlichen Lodge ein Einsehen und lässt uns das ohnehin kostenfreie Gespräch von seinem Apprat aus führen. Die Dame in der zentralen Reservierungsstelle in Coonecticut weiß zunächst nicht so recht wie sie uns helfen kann, versucht aber dann doch ihr Möglichstes und nach gut 20 Minuten Telefonat haben wir tatsächlich einen der heissbgehrten Plätze für den 25.6. ergattert. Wir fahren die 200 Meter zu unserem Platz zurück, da wir den angestrebten Aussichtspunkt mit dem Camper nicht anfahren dürfen. Also schnell die Waderschuhe anziehen und los geht es. Zuerst müssen wir natürlich noch den wackeren Bayern von gestern Guten Tag sagen. Da die Beiden ebenfalls in Richtung Visitor Center unterwegs sind gehen wir die paar Meter zusammen und erfahren, dass Hans den äußerst ehrenwerten Beruf des Bäckers ausübte und über 22 Jahre selbstständig war. Beim Infocenter trennen sich unsere Wege und wir gehen die kurvenreiche, immer bergauf führende Straße bis zum Panorama Point. Nach gut einer Stunde sind wir oben und nehmen noch den am Kamm entlang führenden Weg zum Fire Lookout in Angriff. Die Aussicht hier heroben ist grandios. Im Osten sehen wir die über 4000 Meter hohen Berge der Sierra Nevada und den Hume Lake, im Westen geht der Blick ins tief gelegene Land und endet erst da, wo der Himmel mit dem Horizont verschmilzt. Insgesamt sind wir jetzt ca. 2000 Fuß höher als unser Ausgangspunkt und auf dieser Höhe ist das Wandern eine echte Herausforderung. Nach knapp 4 Stunden, von denen wir nicht eine Minute missen mögen, gelangen wir wieder zu unserem Basislager und lassen erst einmal alle Viere gerade sein. Bei Kaffee und Keksen tanken wir neue Kräfte und freuen uns schon auf unser heutiges Abendessen. Denn heute gibt es seit langem wieder einmal Fleisch. Im Kühlschrank wartet noch eine Schweinelende darauf, auf dem Grill zur Vollendung gebracht zu werden. Na da helfen wir der Lende aber gerne dabei und schon können wir unsere Zähne in saftigen, zarten Schweinemedaillons versenken - einfach großartig.

 
 

21.06.2008 - der lange Marsch
Die Sonne lacht vom Firmament und so gegen 9:00 Uhr ziehen wir wieder unsere Wanderschuhe an. Auf dem heutigen Programm stehen der Sequoia Lake, welcher nur 2,7 Meilen von unserem Campground entfernt ist. Leider lässt die Ausschilderung etwas zu wünschen übrig und bringt uns Anfangs auf die falsche Fährte. Also nochmals zurück und beim zweiten Anlauf finden wir dann den gesuchten Trailhead zum South Boundary Trail. Bevor wir zur Abzweigung zum See kommen führt ein weiterer Trail zum Big Stump Field, einem Teil des Parkes, welcher in den späten Jahren des 19. Jahrhunderts abgeholzt wurde. Die riesigen Stümpfe stehen wie mahnende Zeugen jener Zeit, in denen so kolossale Wälder der Holzindustrie überlassen wurden. Jetzt aber nichts wie ab zum See. Der Umweg hat uns bereits einiges an Zeit und vor allem an Meilen gekostet. Frohen Mutes ziehen wir los und das stets leicht abschüssige Gelände lässt und rasch vorankommen. Muntere Eidechsen begleiten uns auf dem Weg und die Ruhe des Waldes wir nur durch das Murmeln eines Baches, den Vogelgesang und hin und wieder herunterfallende Zapfen unterbrochen. Kurz vor dem See passieren wir die Ella Falls. Als wir dann endlich nach gut 3 ½ Stunden im Tal angekommen sind können wir es kaum fassen. Da prangt ein fettes Schild: "Privat Property des YMC". Der Zutritt ist zwar untersagt, aber wir gehen doch noch ein paar hundert Meter weiter weil wir wenigstens den See sehen wollen. Aber es geht immer nur an einem dicht begrünten Bach entlang und es ist weit und breit kein See zu sehen. Frustriert machen wir kehrt und begeben uns auf den Rückweg. Es sind nur 2,7 Meilen, als rund 4,5 Kilometer, die gehen aber immer bergauf und gemeiner weise ist der letzte Kilometer der steilste. Die Lufttemperatur liegt so bei rund 35 Grad und trägt seinen Teil dazu bei, dass wir ehrlich erschöpft nach gut 5 Stunden strammen Wanderns bei unserem Camper ankommen. Nach einer kurzen Rast und einer großen Portion Nudeln mit Tomatensoße sehen wir uns wieder imstande, den Sonnenuntergang anzusehen. Heute ist Sonnenwende und wir müssen besonders lange warten. Um 20:15 Uhr geht die Sonne unter und verzaubert den Himmel mit ihren dramatischen Farben.

 
 
 

22.06.2008 - Sequoias, Sequoias, Sequoias
Die Anstrengungen des vergangenen Tages waren wohl doch etwas größer als erwartet. Jedenfalls kommen wir heute für unsere Verhältnisse erst recht spät in die Gänge. Gegen 10:00 Uhr sind wir gerüstet für den heutigen Trail, welcher uns zuerst nochmals zur Grant Grove führt, wo wir erneut den General Grant Tree und seine Kollegen bewundern. Der North Grove Loop Trail führt tief hinein in den dicht mit Sequoias durchsetzten Wald. Hier trifft man auf keine Touristen mehr, nur ein paar Reiter hoch zu Ross und der eine oder andere Wanderer kreuzt unseren Weg. Nach 3 Stunden angenehmen Wanderns kommen wir wieder zu Hause an und genehmigen uns einen ruhigen Sonntagnachmittag.

  

Zum Abendessen grillen wir uns die letzten Würste und ein paar Hamburger und sind nicht geradezu begeistert. Da haben wir schon bessere gehabt. Als Entschädigung für das nicht ganz so gelungene Essen gönnen wir uns ein richtig großes Campfeuer und eine Flasche Wein.

 

23.06.2008 - Unruhe im Paradies
Heute wollen wir uns einmal den Junction View. Am Weg dorthin fällt uns die starke Luftverschmutzung auf, welche wie sich im Visitor Center herausstellt von den Bränden (wir wissen nicht welche, möglicherweise das Grasland um Fresno) herrührt. Leider beeinträchtigt der Rauch die Sicht derart, dass wir die Sierra nur mehr schemenhaft wahrnehmen können. Am Rückweg machen wir noch einen Abstecher beim Princess Campground, wo eine schöne Wald- und Wiesenwanderung auf uns wartet. (Ist nicht abwertend gemeint, geht wirklich durch Wald und Wiese.) Als wir zu unserem Platz zurückkehren teilt uns der Ranger mit, dass in der Nacht irgendwelche Arbeiten durchgeführt werden und wir uns besser einen anderen Platz suchen sollen, da das Generatorhaus direkt neben unserem Platz ist. Uns wird empfohlen beim Crystal Creek CG oder beim Azalee CG unterzukommen. Nach eingehender Besichtigung der beiden Campingplätze sind wir der Meinung dass diese für uns ungeeignet sind. Entweder sind die Plätze zu schief oder sie sind voll der Sonne ausgesetzt. Wir suchen uns also auf unserem mittlerweile bestens vertrauten Sunset CG den am weitesten vom Generatorhaus abgelegenen Platz und hoffen, dass dies die richtige Wahl ist.

 
 

24.06.2008 - by by big trees!
Also was soll man da sagen? Es war eine absolut ruhige Nacht, ohne jede Störungen von welcher Seite auch immer und selten haben wir besser geschlafen. Heute ist unser letzter Tag im Kings Canyon und wir besuchen nochmals den bereits bestens bekannten Grant Tree Trail und schaffen diesmal sogar den kompletten North Grove Loop Trail. Beim Verlassen treffen wir einen recht witzigen Ranger beim Grant Tree. Auf dir Frage eines Besuchers, ob der Baum zur Weihnachtszeit - da ja National Christmas Tree - geschmückt und beleuchtet wird, antwortet der schlagfertige Ranger: "Sure, we have some well trained squirrels and they will bring up the lights - and this just for peanuts." Vom Ranger erfahren wir nun auch den Hintergrund des immer stärker auftretenden Rauches. In Nordkalifornien sind über 200 Waldbrände ausgebrochen, einer sogar kurz vor dem von uns vor einer Woche besuchten Yosemite NP. Das Gebiet welches wir jetzt noch bereisen werden ist bis jetzt von Bränden verschont geblieben. Ein letztes Mal spazieren wir von A wie Arizona Tree bis W wie Wyoming Tree und nehmen Abschied von den urzeitlichen Riesenbäumen der Grant Grove. Die Tage welche wir hier verbracht haben waren sehr erholsam und haben uns gut getan. Wir werden diesen Park in bester Erinnerung behalten.

  

25.06.2008 - Sequoia NP - besser geht nicht
Lediglich knappe 30 Meilen sind es bis zum Sequoia NP. Unser reservierter Platz ist bereits frei und wir können uns häuslich einrichten. Um 11:00 Uhr fahren wie mit dem Free Shuttle Bus die paar Meilen bis zum Trailhead zum General Sherman Tree. Nach wenigen Minuten steht dieser größte aller Sequoias und somit auch größtes Lebewesen dieses Planeten vor uns. Der Baum hat einen Durchmesser von 12 Metern, ist gut 90 Meter hoch (soviel wie ein 27stöckiges Hochhaus) und wiegt fast 1400 Tonnen. In seiner Nachbarschaft steht auch der zweitgrößte Baum auf Erden, der General Lee Tree. Die Größenunterschiede sind für uns nicht wahrnehmbar, es sind einfach unglaubliche Kolosse. Das Sahnestück des Parkes folgt aber eigentlich erst im Anschluss an die bereits Erwähnten. Die Besucher werden weniger und der Weg ist nicht mehr rollstuhlgerecht. Aber die Flora die wir während der nächsten Meilen durchwandern ist atemberaubend. Unzählige Mammutbäume stehen teils solitär, teils in Gruppen in dem lichten Forst und man kommt sich als Mensch recht winzig vor. Hier hat noch nie die Axt der Waldarbeiter Unheil angerichtet und der Natur wurde noch nie ins Handwerk gepfuscht. Wir haben während der vergangen 2 Monate wirklich viele Wälder besichtigt, aber so etwas haben wir bis heute noch nicht gesehen. Müde, aber immer noch tatendurstig kommen wir nach mehreren Stunden bei den Crescent Meadows an und besteigen wiederum einen Shuttle Bus zum Morro Rock. Während der Fahrt sehen wir 2 große Bären nur wenige Meter von der Strasse entfernt. Beim Felsen angekommen geht es auf kürzestem Weg noch mal 100 Meter nach oben. Nach 400 Stufen und etwas kurzatmig müssen wir leider zur Kenntnis nehmen, dass die normalerweise herrliche Aussicht auf die Sierra Nevada wegen des immer noch starken Rauches sehr beeinträchtigt ist. So haken wir das als sportliche Übung ab und machen uns gegen 17:00 Uhr auf den Rückweg zu unserem Camper. Zur Stärkung brutzeln wir uns noch ein Steak mit Reis und nach einem Verdauungsspaziergang gibt es noch eine erfrischende Melone.

  
 
 
  

26.6.2008 - vom Sequoia NP Richtung Küste
Heute nehmen wir Abschied vom Park und besuchen quasi als Ehrenrunde die Round Meadows. Wir sind zeitig unterwegs und können so den Rehen aus nächster Nähe beim Frühstück zusehen. Auch hier stehen die Sequoias dicht bei dicht und im Kontrast zu dem Grün der Wiese ist dieser Spaziergang wirklich das Tüpfelchen auf dem I. Absoluter Höhepunkt dieser kurzen Wanderung sind die ganz frischen Bärenspuren auf dem Weg. Mamabär nebst Babybär müssen hier nur ein paar Minuten vor uns entlang marschiert sein. Wir können Meister Petz zwar nicht Auge in Auge gegenüber stehen, allein aber die Tatsache, dass die beiden Bären nicht weit entfernt sein können lässt eine gewisse Spannung aufkommen. Die ganze Szenerie wirkt aber so friedlich, dass wir uns gar nicht einer möglichen Gefahr bewusst werden. Von nun an geht es bergab - und zwar richtig. Beim verlassen des Sequoia NP stehen uns noch die vier Guardians Spalier und dann gibt es nur noch Kurven, Kehren und steile Abschnitte. Rund 2000 Meter tiefer empfängt uns die gewaltige Hitze Kaliforniens und begleitet uns die nächsten paar hundert Kilometer quer durch das äußerst fruchtbare San Joaquin Valley. Bei Maricopa ändert sich dann die Umgebung dramatisch. Mit einem Schlag ist es aus mit dem leuchtenden Grün der Obstbäume und Baumwollfelder und die Landschaft zeigt sich in schmutzigem Grau und ist unglaublich unwirtlich. Die vielen Bohrtürme, Förderpumpen und Kraftwerke tragen das Ihre dazu bei, das Ganze wie ein unheilschwangeres Bild von Hieronymus Bosch wirken zu lassen. Langsam verlässt die 33 diese traurige Stätte und die Strasse erklimmt die Höhen des Los Padres National Forest. Auf der Suche nach einem geeigneten Campground treffen wir auf diverse schräge Vögel, welche wohl nur in der Abgeschiedenheit dieser Region leben können. Das Verhalten welches sie an den Tag legen, ist ohne häufigen Besuch der kleinen Hanfzucht im Hinterhof kaum vorstellbar. Letztendlich finden wir aber doch noch ein Plätzchen und genehmigen uns zum Abendessen Pasta mit Tomatensoße.

 
  
 
 

27.06.2008 - einmal Küste und zurück
Bereits gegen 8:00 Uhr verlassen wir unsere alternativen Mitcamper und machen uns auf den Weg Richtung Küste. Die Strasse schlängelt sich in vielen Kurven durch die der Küste vorgelagerten, über 2200 Meter hohen Berge. Erst wenige Kilometer vor dem Pazifik verlassen wir die Höhen und fahren schnurstracks zu der von uns ins Auge gefassten McGrath State Beach. Um 10:00 Uhr kommen wir dort an und sehen mit Entsetzen das böse Schild: Campground ful. Auf unser Nachfragen hin erfahren wir, dass die ganze Küste rauf und runter alles voll ist und wir möglicherweise noch ein Plätzchen im Landesinneren ergattern können. Also drehen wir um und fahren wieder in die Richtung aus der wir gekommen sind. Der eine oder andere Country Park ist zwar ausgeschildert aber entweder noch in der Bauphase oder schlicht und ergreifend nicht vorhanden. Auf dem Wheeler National Forest CG finden wir aber dann doch noch einen Platz. Vielleicht ist dies die bessere Wahl als an der Küste. Hier in den Bergen geht zumindest ein angenehmes Lüftchen und lässt die knapp 30 Grad gerade noch angenehm erscheinen. Ein kleiner Nature Trail bringt uns hinein in die Botanik der Region und so en passant sehen wir noch eine Schlange, welche wir nicht genauer bestimmen können. Am Abend grillen wir uns noch deftige Koteletts und lassen es uns am Campfire gut gehen.

 
 
 

28.06.2008 - über Malibu nach LA
Heute ist unwiderruflich Schluss mit Beschaulichkeit, Ruhe und Natur denn unser Tagesziel ist LA. Kurz hinter Ventura treffen wir wieder auf die Mutter aller Highways, die Panamericana, die No. 1. Wie eine Lebensader zieht sie sich von Alaska bis Feuerland und wir folgten ihr von Washington über Oregon bis eben hierher, nach Los Angeles im Süden Kaliforniens. Die letzten 50 Kilometer vor LA geht es entlang der Küste durch die Santa Monica Mountains Recreation Area. Zentraler Ort ist Malibu welches sich über mehr als 30 Kilometer die Küste entlang zieht. Es ist Samstag und Alt und Jung sind unterwegs zu ihren Ferienwohnungen und Zweitwohnsitzen. Erst kurz vor LA wird der Verkehr etwas weniger und wir kommen ohne jegliches Problem durch den Norden der Stadt zu unserem letzten Ziel, dem Dockweiler State Beach. Der Campingplatz ist eigentlich eher ein großer Parkplatz und dicht an dicht stehen hier die riesigen Motorhomes der Amerikaner. Unser Camper nimmt sich daneben trotz seiner 7 Meter wie ein Zwerg aus. Der Platz liegt genau zwischen dem Pazifik im Westen und dem LA International Airport im Osten, welcher im Minutentakt die Flugzeuge in alle Herren Länder entlässt. Bei einem ausführlichen Strandspaziergang wird uns erst der enorme Flugverkehr bewusst. Es ist praktisch immer ein Flugzeug über uns und der Lärm ist manchmal ohrenbetäubend. Das hält aber die Leute nicht davon ab sich hier zu Hauff dem Badevergnügen hinzugeben. Das Wasser hat angenehme 20 Grad, die Luft ist nur unmerklich wärmer und tausende Familien vergnügen sich am Strand. Auffallend sind der starke negroide Anteil an den Badegästen sowie die vielen spanisch sprechenden Menschen. Es ist der vorletzte Tag und wir beginnen die wenigen noch verbliebenen Lebensmittel einer Resteverwertung zuzuführen. So entsteht heute eine kulinarische Novität, Reis mit Tomatensoße. Das ganze wird mangels Reis etwas dünn und hat eher den Charakter einer recht dicken Suppe. Sei's drum, schmeckt vorzüglich. Nach dem Essen unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang am Strand. Die Sonne steht schon tief und überall sind kleine Partys im Gange. Beim Dockweiler Beach geht es hoch her und die Massen feiern ausgelassen Saturday Night. Das überwiegend farbige Publikum ist gut drauf und bewegt sich mit federnden Schritten und schwingenden Hüften. So können sich nur Farbige bewegen. Auch auf unserem Strandabschnitt treffen wir nur mehr Brennholz tragende Jugendliche und viele Strandfeuer brennen bereits lichterloh. Der Sonnenuntergang ist nicht besonders spektakulär, mal sehen ob er morgen intensiver ist.

 
 
 

29.06.2008 - Dockweiler State Beach, what else?
So gegen Mitternacht hat der Fluglärm aufgehört. Erst um 6:00 Uhr hören wir wieder über uns das Dröhnen der Motoren. Schnell die Kopfhörer aufgesetzt und dank der einschläfernden Musikberieselung heißt es auch heute erst wieder um 9:00 Uhr Tagwache. Ein langer Spaziergang bringt uns bis zur Marina del Rey, gut 4 Meilen von unserem Standplatz entfernt. Auf dem Rückweg passieren wir wieder den angrenzenden Badestrand, welcher erneut fest in der Hand freundlicher, kinderreicher und dunkelhäutiger Familien ist. Hier sieht man, dass strahlende Kinderaugen und freudiges Gequietsche auch zum Nulltarif zu haben ist. Die Kleinen haben einen riesen Spaß und die Eltern kümmern sich recht fürsorglich um Ihren Nachwuchs. Kleine, heile Welt. Wir selbst genehmigen uns noch eine gemütliche Stunde am Strand bevor wir unsere Henkersmahlzeit zubereiten. Die Auswahl ist nicht gerade berauschend aber nichtsdestotrotz zaubern wir aus dem Wenigen wieder ein köstliches Mahl. Heilbuttsteak mit Mischgemüse unter Verarbeitung einer ganzen Knolle Knoblauch und eines Bundes Frühlingszwiebeln. Mal sehen, was morgen unsere Mitreisenden zu unserer Ausdünstung sagen - vielleicht haben wir wieder soviel Platz im Flieger wie beim Hinflug. Ein finaler Strandspaziergang läutet den letzten Abend ein. Noch einmal muss es der Badestrand sein der so voller Leben ist. Jetzt aber schnell unter die Dusche, das Fahrzeug so gut wie möglich säubern und die privaten Dinge sortieren. Kaum zu glauben, dass wir die letzte Nacht in unserem Camper vor uns haben. Wie schnell doch gut 2 Monate verfliegen können.

 

30.06.2008 - Heimreise
Die letzte Nacht im Camper war erholsam. Um 6:00 Uhr werden wir von den startenden Fliegern geweckt und gegen 8:00 Uhr machen wir zum letzten Mal klar Schiff. Eine gute Stunde später brechen wir auf zu den letzten 15 Kilometern. Problemlos erreichen wir die Vermieterstation und auch die Rückgabe des Fahrzeuges verläuft ohne Zwischenfälle. Jetzt heißt es sich in Geduld zu üben. Unser Flug geht erst um 16:25 Uhr. Gegen Mittag fährt uns Angie zum Airport und wir stellen uns in die ewig lange Reihe vor dem Lufthansaschalter. Nach knapp 2 Stunden haben wir eingecheckt und begeben uns in die nächste Reihe zur Gepäckaufgabe. Eine weitere Reihe später wartet der Security Check auf uns und gut 3 Stunden nach Erreichen des Flughafens sind wir an unserem Gate. Wer hier in letzter Minute ankommt kann bestenfalls seinem Flieger vom Panoramadeck beim Abflug zusehen. Beim Gate angekommen können wir dann den anderen Fliegern zusehen, denn der unsere hat Verspätung. Erst eine Stunde nach geplanter Abflugzeit geht es ab Richtung Frankfurt. Diesmal ist die Maschine bis auf den letzten Platz ausgebucht und wir haben nicht das Glück wieder mehrere Plätze zum Schlafen zur Verfügung zu haben.

 

01.07.2008 - Von LA nach Mondsee
Die Bordverpflegung ist einer Lufthansa unwürdig. Sowohl das Abendessen als auch das Frühstück spottet jeder Beschreibung. Etwas Besseres als ein mehr als eigenartiges Hühnchengericht und eine ebenso undefinierbare Eierspeise kann man von der LH wohl erwarten. Dafür haben wir um uns herum eine Gruppe deutscher Austauschschüler, welche ein Jahr in den Staaten die Schulbank gedrückt haben. Richtig nette und wohlerzogene junge Leute, die sich nach einem Jahr USA schon eher wie Amerikaner fühlen und sich selbst untereinander in Englisch unterhalten. Nach gut 10 Stunden landen wir wohlbehalten in Good old Europe und warten nochmals 3 weitere Stunden auf unseren Weiterflug nach Salzburg. Den letzten Flug absolvieren wir wieder mit der AUA und genießen die österreichische Gemütlichkeit und Gastfreundschaft. Mit einem freundlichen Servus werden wir an Bord begrüßt und trotz des kurzen Fluges von nur 45 Minuten gibt es eine kleine Jause mit frischen Sesamweckerln, Getränke nach freier Wahl und zum Landen ein Zuckerl, damit der Druck in den Ohren erträglich ist. Mit einem weiteren Servus werden wir entlassen und unsere liebe Nichte Gerti wartet schon in der Ankunftshalle. In Mondsee angekommen packen wir noch schnell die Koffer aus und beseitigen die Überschwemmung auf unserer Dachterrasse. Ein Abflussrohr war verstopft aber Gott sei Dank ist kein Wasser in die Wohnung eingedrungen. So geht ein wunderbarer Urlaub zu Ende, von dem wir noch lange zehren werden.


Statistik:
Unsere Reise dauerte vom 22.04. bis 01.07.2008. Wir fuhren insgesamt 12.898 km durch die USA und Canada und besuchten folgende Bundesstaaten: Kalifornien, Nevada, Arizona, New Mexico, Colorado, Utah, Idaho, Wyoming, Montana, British Columbia (Canada), Washington und Oregon. Den mit 2.880 Metern höchsten Pass überquerten wir in Utah im Dixie Forest, der tiefste Punkt der Reise lag in Nevada im Death Valley mit -85,5 Meter. Sowohl als fahrbarerer Untersatz als auch als Herberge diente uns ein Motorhome der Marke Winnebago Modell Chalet. Aufgebaut auf einen Ford E 350 Pickup Truck und motorisiert mit einem 6,8 Liter V10 Benzinmotor welcher 310 PS leistete hatten wir einen durchschnittlichen Benzinverbrauch von 21 Litern auf 100 km. Die Gesamtlänge des Campers beträgt 7,00 Meter, die Höhe 3,65 Meter und das Gewicht 5210 kg.